Stadtführung zu Fuß

Wellington, 05. November 2019

Heute früh habe ich mich gesputet und bin über Berg und Treppen hinunter in die Stadt gestiegen. An der Touristeninfo buchte ich eine Stadtführung durch Wellington zu Fuß.

Wir waren eine kleine Truppe von sechs Leuten und zwei Stadtführern. Los ging es am Hafen, wo ich in den letzten Tagen schon öfter war. Dennoch gab es einiges neues zu entdecken. Die Führerin kannte sich gut mit den vielen Kunstwerken aus, die hier überall installiert sind.

Yarn Bombing am Hafen.
Wellington Museum.

Dann ging es weiter in die Innenstadt. Die großen Einkaufsstraßen und der Hafen von Wellington stehen heute auf gewonnenem Land, also Land, das entweder nach Erdbeben an die Oberfläche gekommen ist oder das aufgefüllt wurde. Daher sind alte Fotos und Bilder so faszinierend, die zeigen, dass beispielsweise an Stelle des Lambton Quay früher das Meer war. Wir gingen in das Gebäude einer ehemaligen Bank, heute eine Einkaufsarkade. Im Untergeschoß hat man ein paar Glasplatten eingelassen, durch die man ein Schiffswrack sehen kann, das dort liegt, weil diese Stelle eben früher Meer war. Auch auf dem Bürgersteig sind entsprechende Markierungen zur Lage des Wracks.

Schiffswrack unter der Einkaufsarkade.

In diesem Gebäude befand sich auch eine interessante Uhr, die zur vollen Stunde eine kleine Animation zur Geschichte Wellingtons bot.

Spieluhr.

In der Innenstadt sind viele alte Gebäude leider abgerissen und durch moderne Glaspaläste ersetzt worden, die im letzten Erdbeben aber weniger Widerstandskraft hatten als die alten Häuser. Aber das kann natürlich beim nächsten Erdbeben wieder ganz anders sein. Von manchen Häusern hat man die Fassade stehen lassen und neue Gebäude hineingebaut. Das sieht etwas seltsam aus, wenn aus einem schönen, alten verschnörkelten Haus etwas ganz anderes herauswächst.

In der Innenstadt.

Dieses Denkmal für Katherine Mansfield, eine neuseeländische Schriftstellerin, hat mir besonders gefallen. Es ist aus ihren Worten geformt. Ihre Haare bestehen aus den Worten der Einkaufsliste, die man zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihr gefunden hat.

Katherine Mansfield.

Weiter ging es zu rechtlichen Themen. Wir gingen zunächst am District Court vorbei, in dem die Wellingtonians auch Jury-Dienste absolvieren müssen.

District Court.

Dann ging es weiter zum Supreme Court. Das Supreme Court gibt es noch gar nicht lange, erst seit 2004. Vorher wurden entsprechende Fälle vom Privy Councel in London entschieden. Das Supreme Court besteht aus fünf Richtern und hat einen einzigen Sitzungssaal. Da merkt man wieder, dass Neuseeland ein kleines Land ist und vielleicht auch nicht so viele höchstrichterliche Streitigkeiten hat wie wir in Deutschland. Da gerade keine Sitzung war, gab es auch keinerlei Sicherheitskontrollen, und wir konnten einen Blick in den Saal werfen. Der Saal sieht sehr geeordnet und offen aus. Außen ist das Gebäude von einem Stahl-Kunstwerk umgeben. Es sollen ineinander verwobene Äste von einheimischen Bäumen sein, soweit ich das verstanden habe, und außerdem sind sie so ausgetüftelt, dass Tauben möglichst nicht drin nesten.

Als nächstes schauten wir uns die Law School an. Wie ich schon mehrfach gehört habe, ist es das größte hölzerne Gebilde der südlichen Hemisphäre. Eigentlich sieht es teilweise mehr aus wie Stein, aber die Verzierungen an der Fassade sind alle Holzschnitzereien. Es ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Innen gibt es eine Ausstellung über die Einführung des Frauenwahlrechts und im Vault eine Darstellung, wie früher die dicken Bücher durch die Gegend gekarrt wurden.

Denkmal vor der Law School.

Auf der Ampel, die nach gegenüber zum Parlament führt, ist als grünes Ampelmännchen eine der Suffragetten abgebildet. Wie ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben habe, ist Neuseeland das erste Land der Welt, welches das aktive Frauenwahlrecht einführte und zwar schon in 1893. Das passive Wahlrecht für Frauen wurde in 1919 eingeführt. Die Bewegung zum Frauenwahlrecht hing eng mit der Abstinenzbewegung zusammen. Aktuell hat Neuseeland mit Jacinda Ardern eine Premierministerin.

Gegenüber der Law School befindet sich das Parlament. Es besteht aus mehreren Gebäuden. Am meisten fällt das Beehive ins Auge, der Bienenstock. Bei den Parlamentsgebäuden wurde ganz besonders darauf geachtet, dass sie erdbebensicher errichtet wurden, es gibt eine Vielzahl von Vorsichtsmaßnahmen.

Beehive.
Denkmal für den ersten Weltkrieg.

Damit war meine Zeit für die Tour um. Sie wurde mit zwei Stunden ausgewiesen, dauerte tatsächlich aber ein wenig länger. Ich hatte mich aber mit meiner Freundin an der Victoria Universität verabredet, so dass ich die Terrace entlang Richtung Uni lief. Wir drehten als Lunchpause eine Runde durch den Botanischen Garten. Immer wieder schön.

Anschließend nutzte ich das WIFI im Uni Hub zum Blog schreiben und stieg dann ein weiteres Mal, diesmal über die Dixon Steps, in die Innenstadt hinunter. Meine Mission für heute Nachmittag war der Kauf eines Geburtstagsgeschenkes für den Jüngsten meiner Freundin. Damit war ich auch erfolgreich und konnte unterwegs noch ein paar Wolle- und Handarbeitsläden abklappern.

Wolleladen.
Kreativladen.

Abends ging es noch schnell zum Floorball. Danach bastelten wir noch am Sock Monkey weiter, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.