Ein ruhiger Samstag

Wellington, 02. November 2019

Heute war ein ruhiger Samstag.

Da keine Arbeit und keine Schule anstanden, ging es morgens ein wenig langsamer los. Nach dem späten Frühstück fuhren wir mit dem Jüngsten zum Netball.

Nach dem Lunch machten meine Freundin und ich einen ausgedehnten Spaziergang. Wir liefen zu dem neu gekauften Haus, das in Karori auf einem Hügel liegt. Es ist eine schöne, ruhige Gegend, mit einer tollen Aussicht auf Wellington und sogar auf ein Stück Meer.

Ausblick über Wellington.

Auf dem Rückweg sahen wir in einem Vorgarten eine alte, dicke Buche, die gerade ausgeschlagen hat. Europäische Bäume sieht man hier nicht so häufig, da insbesondere in letzter Zeit Wert darauf gelegt wird, die hier vorkommenden Baumarten zu nutzen.

Unser Rückweg führte uns über den Friedhof von Karori. Es ist ein sehr alter Friedhof, für Erdbestattungen inzwischen voll, aber Urnen können noch bestattet werden. Es ist sehr interessant, wie die Gräber in den Hügel hineingebaut sind, meist mit Steinplatten. Es gibt nicht wie bei uns erdüberdeckte Gräber, auf denen man etwas pflanzen könnte. Statt dessen stellt man einen Blumentopf auf oder legt einen Kranz nieder. Bemerkenswert ist zudem, dass auf dem Friedhof alle Religionen vertreten sind. Zwar in gesonderten Abschnitten, aber immerhin. Schön, dass hier dann alle zusammen kommen.

Friedhof von Karori
Friedhof von Karori.

Abends ging ich mit meiner Freundin ins Kino. Ich hatte ihr nämlich zum Geburtstag einen Abend für uns zwei geschenkt. Das konnte ich nun endlich nach fünf Monaten einlösen. Wir haben uns nach einigem Hin und Her für „Jojo Rabbit“ entschieden. Dieser Film ist von dem in Neuseeland sehr bekannten Regisseur Taika Waititi. Es ist die Verfilmung eines Buches von Christine Leunens’ Roman Caging Skies. Darin entdeckt ein 10-jähriger begeisterter Hitlerjunge, dass seine Mutter eine Jüdin im Haus versteckt, und berät sich mit seinem imaginären Freund, Adolf Hitler. Der Film läuft hier seit kurzem und soll am 23. Januar 2020 in den deutschen Kinos anlaufen.

Wir waren erst sehr unentschieden, ob wir den Film überhaupt sehen wollen, denn eine Satire/Komödie über die Nazizeit und Hitler ist halt für Deutsche so eine Sache. Ich habe hier auch schon Leute getroffen, die das völlig ablehnen. Wir dachten uns schließlich, dass wir dann wenigstens mitreden können, wenn wir ihn gesehen haben.

Unser Kino erster Wahl war schon ausverkauft, und im Embassy bekamen wir die beiden letzten Plätze, immerhin hintereinander. Das Embassy ist sehr schön und hat überaus bequeme Kinosessel.

Letztendlich hat mir der Film gut gefallen. Es gab sehr lustige Szenen, aber auch ernste und schockierende Wendungen. Die Schauspieler waren sehr gut. Es ist meiner Meinung nach keinesfalls eine Komödie, die die Nazis verharmlost, sondern ein bewegender Film, bei dem man sich auch die Frage stellt, wie wir denn selbst in dieser Zeit gehandelt hätten. Zudem war es für mich interessant, das ganze mal aus einer nicht vorbelasteten Perspektive eines Neuseeländers zu erfahren.

Als wir aus dem Kino rauskamen, war draußen groß was los. Parallel lief offenbar das Endspiel der Rugby Weltmeisterschaft in Japan (England gegen Südafrika). Gewonnen hat zwar Südafrika, aber die Engländer hier feierten trotzdem mit einem Autokorso mit englischen Flaggen. Da wir keine englische Fahne dabei hatten und ich nicht spontan eine stricken konnte, sind wir statt dessen nach Hause gefahren.

Es war ein wunderschöner, ruhiger Samstag.