Stadtrundfahrt

Tokyo, 19. September 2019

Heute früh regnete es leicht. Ich habe mich mit Anne aus Amsterdam von der Irlandreise und ihrem Sohn verabredet, die gerade auf einer Rundreise durch Japan sind. Ich holte die beiden in deren Hotel ab. Das war einfacher, als sich an irgendeinem Bahnhof zu treffen.

Dazu musste ich mir als erstes heute früh eine U-Bahn-Karte besorgen. U-Bahn fährt man hier am besten mit einer Karte für den öffentlichen Nahverkehr, die man mit Geld aufladen kann. Start und Ziel werden bei den Ein- und Ausgangskontrollen erfasst. Beim Ausgang wird dann der ermittelte Betrag für die Fahrt vom Guthaben auf der Karte abgezogen. Ein ganz praktisches System.

An meinem Bahnhof gab es nur PASMO-Karten. Ich hätte gern eine Suica gehabt, weil die einen Pinguin drauf hat. Aber so wichtig war das auch wieder nicht. Vom aufgeladenen Guthaben wird ein Pfand für die Karte abgezogen, und dann ging es gleich los. So früh war die U-Bahn noch schön leer.

Zum Hotel von Anne und Jan fand ich auch ohne Probleme, wobei es sich bewährt, wenn man sich vorher informiert, welches der richtige Ausgang ist. Zusammen zogen wir dann los, um eine Stadtrundfahrt der anderen Art zu machen.

Die von East Japan Railway Company betriebene Yamanote Line ist eine der wichtigsten Bahnlinien von Tokyo. Sie fährt überirdisch, so dass es ordentlich etwas zu sehen gibt. Die Erkennungsfarbe ist grün und die Linie ist ringförmig, so dass sie sich besonders auch für Touristen eignet.

Unser erster Stopp war Tokyo Station. Von außen ist Tokyo Station dem Hauptbahnhof von Amsterdam nachempfunden, was meine Begleiter natürlich sehr interessierte. Schon unten im Bahnhof gab es unendlich viele Shops und ein großes Gewusel. Der Bahnhof hat x verschiedene Ausgänge, und wir nahmen natürlich den falschen. Da es durch den Bahnhof kürzer war als außen herum zur anderen Seite, passierten wir mit unseren Karten wieder die Ticketschranken. Das war ein Fehler. Beim Auschecken kamen wir so nicht raus und mussten zur Information, die praktischerweise immer direkt neben den Schranken ist. Dort erklärte uns der freundliche Mitarbeiter, dass es eine Zugangsgebühr von 140 Yen gebe, die dann von unseren Karten abgezogen wurde. Ups. Das machen wir nicht wieder…

Tokyo Station.

Die andere Seite vom Bahnhof war dann tatsächlich der Fassade des Bahnhofs von Amsterdam nachgebildet. Das war sehr interessant, insbesondere in der Nachbarschaft der Hochhäuser.

In den Imperial Gardens.

Von dort liefen wir zum Park um den Imperial Palace. Der ist sehr schön und ordentlich angelegt. So ordentlich, dass man den Rasen nicht betreten darf.

Imperial Gardens.

Wir haben es aber auch so genossen und ein paar gute Eindrücke bekommen. Am Rand befindet sich eine Statue eines Samurai, der sich durch besondere Loyalität gegenüber seinem Kaiser auszeichnete, irgendwann im 14. Jahrhundert.

Samurai-Statue.

Von dort liefen wir weiter nach Ginza. Ginza ist ein sehr gehobenes Einkaufsviertel. Es gibt dort nichts, was es nicht gibt. Das teure Pflaster spiegelt sich letztlich auch im Publikum wieder. Wir besuchten dort ein gemeinsam von Sony und Nissan genutztes Gebäude, in welchem beide ihre besten Stücke ausstellen. Nissan stellt dort einen Zero-Emission-Wagen vor und Sony alles mögliche, einschließlich des berühmten Roboter-Hundes. Der ist klein, niedlich und irgendwie passt er super zu Japan.

Dann war es erstmal Zeit für etwas zu essen. Wir kehrten nach einiger Suche in einem Tempura-Restaurant ein, das sich mit vielen anderen Restaurants im achten Stock eines Kaufhauses befand. Wenn uns Google nicht gesagt hätte, dass es da ist, hätten wir niemals dort nach Restaurants gesucht. Das Essen war sehr eindrucksvoll und sehr lecker. Wir saßen an der Theke und konnten den Köchen bei der Zubereitung zuschauen. Die Japaner nehmen ihre Arbeit sehr ernst, und die Köche waren da keine Ausnahme. Sie waren sehr fokussiert, und das Resultat war dementsprechend auch etwas ganz besonderes.

So gestärkt suchten wir uns den nächsten Bahnhof der Linie und fuhren weiter nach Shinjuku. Shinjuku ist ein weiterer Einkaufsbezirk. Dort schauten wir bei Tokyu Hands vorbei, einer Art Kaufhaus, in dem es alles gibt. Anne und ich waren natürlich auf der Suche nach Wolle und ausgerechnet die gab es dort nicht. Aber kein Problem. Statt dessen kauften wir Geschenketücher. Japaner wickeln ihre Geschenke nicht in Papier ein, sondern in Tücher. Das ist besonders praktisch, da der Beschenkte sie dann wieder verwenden kann und sie so lange im Umlauf bleiben. Es gibt sie wirklich mit den allerschönsten Mustern und Farben.

In einem ganz schmalen Durchlass zwischen Hochhäusern befindet sich der Hanazono-jinja Schrein. Er stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist eine kleine Ruheinsel inmitten der vollen Straßen. Er wird durchaus gut besucht, ein kleiner Gegenpol zum Business in den umliegenden Straßen.

Weg zum Schrein.
Der Schrein selbst.
Wünsche und Gebete.

Dann stiegen wir wieder in die Yamanote Line ein und fuhren die Runde zu Ende. Oder in meinem Fall fast, denn am Bahnhof Ueno musste ich auf meine Linie umsteigen, die mich zurück zu meinem Hotel brachte.

Was für ein Zufall, dass Anne, Jan und ich zur gleichen Zeit in Tokyo waren. Ich fand es so schön, dass wir uns hier sehen konnten und einen ganzen Tag gemeinsam hatten. So war mein erster Tag in Tokyo auch etwas leichter, und nun kann ich immerhin schon U-Bahn fahren.

Tokyo ist groß, modern und busy, aber dazwischen auch traditionell und ruhig. Eine faszinierende Mischung. Ich bin froh, dass ich hier noch einige Tage für Entdeckungen habe.