Dublin im September

Gestern bin ich hier in Dublin angekommen. Der Flug hatte mal wieder Verspätung. Ich kann mich ehrlich gesagt inzwischen nur noch dunkel daran erinnern, auch mal pünktlich losgeflogen zu sein. Aber egal – Hauptsache gut und sicher angekommen!

Im Hotel habe ich dann nur kurz mein Gepäck abgeworfen und bin wieder los.

Zuerst durch die Iveagh Gardens,

Iveagh Gardens

dann durch St Stephen’s Green. Das ist ein ganz besonders schöner Park mit vielen Bäumen, ein wenig Wasser und einer ganze Menge Leben.

St. Stephen’s Green.

Und ganz vielen Statuen. Überhaupt scheint es in Dublin viele Denkmäler und Statuen zu geben.

Denkmal für The Great Hunger.
Hungerdenkmal.

Im Park ist zum Beispiel das Denkmal für die Kartoffelmissernten, die daraus folgenden Hungerjahre, die dann u. a. zu einer Auswanderungswelle führten. Das können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen, so eine enge Wechselwirkung. Ist es ein schlechtes Apfeljahr, so finden wir im Supermarkt trotzdem volle Regale vor.

Denkmal für einen Tenor.
Denkmal für einen Schriftsteller.

Schließlich bin ich ins National Museum of Ireland – Archaeology gegangen. Die staatlichen Museen in Dublin kosten keinen Eintritt. Ich finde das super. So hat man Lust, mal eben für eine Stunde ins Museum zu springen, weil man nicht den Eindruck vermittelt bekommt, dass man seinen Eintritt abarbeiten muss. Und sehr viel mehr Zeit hatte ich auch nicht, weil das Museum ja schon um 17 Uhr zumachte.

Im Museum gab es viele Fundstücke aus Gold, wobei unklar ist, wo das viele Gold herkommt, denn in Irland selbst gibt es nicht viel von diesem Rohstoff. Sehr interessant, wenn auch ein wenig gruselig, waren mehrere Moorleichen. Es ist faszinierend, was man nach all der Zeit noch für Erkenntnisse gewonnen kann, etwa was die Menschen in den vier Monaten vor ihrem Tot hauptsächlich gegessen haben und andere Dinge. Am schönsten war die Treasury, eine Sammlung von Schätzen. Hier hat mich besonders der Fund eines Buches von ca. 800 n. Chr. beeindruckt. Es wurde im Moor gefunden, gut konserviert. Die Tinte war größtenteils noch lesbar, sie besteht aus einer Mischung aus Eisen und Galläpfeln. Und wir schreiben keine Postkarten mit Tinte, falls es mal regnet…

Briefkasten in der Nationalfarbe Grün.

Anschließend ging ich über die Grafton Street langsam zurück. Die Grafton Street ist eine Fußgängerzone mit den üblichen Läden. Aber auch ganz viel Straßenmusik. Immer wenn man gerade so außer Hörweite eines Musikers war, kam der nächste. Das war ganz gut aufeinander abgestimmt. Manches war mehr enthusiastisch als künstlerisch, aber alles sehr stimmungsvoll.

Durch den Park ging es wieder zurück zum Hotel. Unterwegs habe ich noch ein paar Kleinigkeiten für die Verpflegung eingekauft.

Bunte Blumenkästen in Dublin.

Ziemlich müde bin ich ins Bett. Den Schlaf habe ich auch gebraucht, denn heute stand ein langer aufregender Tag an. Nach dem Frühstück bin ich in Richtung Dublin Castle gelaufen. Dort kommt man nur mit einer guided tour in alle Räume, weswegen ich eine per Internat vorgebucht habe.

Dublin Castle.

Es war aber noch ein wenig Zeit, bis diese los ging. Also ging ich hinüber in die Castle Gardens, die ein unheimlich schöner Ruhepol sind, wunderbar bepflanzt und gepflegt.

Ein kleiner Park am Dublin Castle.
Rittersporn.
In den Dublin Castle Gardens.
Skulptur in den Dublin Castle Gardens.
Rückblick.

Die Tour selbst führte uns zunächst in den normannischen Teil des Castle, zu den foundations des Powder tower. Dort überdauern die von den Normannen gesetzten Steine noch immer. Erstaunlich. Dann ging es weiter in die Chapel Royal, in der Szenen für die „Tudors“ gedreht wurden.

Glasfenster in der Chapel Royal.

Das ist sowieso ein Satz, den man hier immer wieder hört, hier wurde dieses und jenes gedreht. Das ist einem gar nicht so bewusst, aber Irland ist wirklich ein großes Zentrum für Dreharbeiten. Von der Chapel, die übrigens ganz aus Holz besteht, ging es weiter in die State Rooms. Besonders gut hat mir der Raum gefallen, in welchem die Präsidenten vereidigt werden, in dunkelblau und gold gehalten.

Dublin Castle.
Dublin Castle mit Chapel Royal.

Damit war eine Stunde um, und ich musste mich fix zurück auf den Weg ins Hotel machen. Um 12 Uhr begann nämlich meine Knitting Tour. Das ist der eigentliche Grund meiner Irland-Reise. Über die Handarbeits-Workshops werde ich dann jeweils gesondert im kreativen Teil des Blogs berichten.

Wir starteten die Tour mit einer kleinen Stadtrundfahrt durchs Zentrum. Rund um den Merrion Square und die anderen Plätze findet man noch sehr schöne georgian houses. Das sind Häuser, die während der Regierungszeit der vier englischen Könige mit dem Namen Georg errichtet wurden und einem bestimmten Architekturtyp folgen. Es gab strenge Vorgaben an das Aussehen der Häuser, weswegen sie sich nur hinsichtlich der Gestaltung der Türen und des Fensters über der Tür unterscheiden. Die Fenster in den oberen Stockwerken dieser Häuser sind kleiner als in den unteren Etagen. Das liegt zum einen daran, dass die oberen Stockwerke für das Personal da waren, aber auch daran, dass es eine Steuer auf das Tageslicht gab, das ins Haus fiel. Und wenn man so etwas sparen konnte, war das nur recht.

Die Häuser um den Merrion Square haben auffällig farbige Türen. Als Queen Victoria starb, gab es eine Anordnung, dass alle Türen aus Staatstrauer schwarz gestrichen werden sollten. Die rebellischen Iren griffen daraufhin tief in die Farbpalette…

Am Merrion Square.

Als nächstes stand das Trinity College auf dem Programm.

Trinity College.

Trinity College war nicht nur Alma Mater für erstaunlich viele berühmte Persönlichkeiten, sondern beherbergt auch eine eindrucksvolle Bibliothek und das Book of Kells. Das Book of Kells ist eine mittelalterliche Handschrift der gospel, das noch erstaunlich gut erhalten ist. Die Mönche benutzten vellum und verschiedenfarbige Tinten. Für mich sieht die mittelalterliche Kalligraphie sehr einheitlich aus, aber Forscher haben festgestellt, dass insgesamt vier Personen die Texte geschrieben haben und drei weitere an den Illustrationen beteiligt waren. Die Illustationen sind so prächtig und so fein gestaltet, dass sie teilweise erst bei einer erheblichen Vergrößerung ihre wahre Schönheit offenbaren. Daher wird vermutet, dass die Mönche etwas zur Vergrößerung benutzten, was ihnen bei der Gestaltung hilfreich war. Was das genau war, ist aber unklar. Jeder verzierte Buchstabe ist so nur einmal im Buch enthalten, sehr individuell, und ich frage mich, wer da die Übersicht behalten konnte, ohne Computer.

Das Book of Kells ist inzwischen in vier Teile geteilt, zwei wurden im Original ausgestellt. Die Seiten werden alle paar Wochen umgedreht, so dass man immer wieder neue Stellen der Bücher entdecken kann.

Vom Book off Kells ging es die Treppe hoch zu ganz vielen Büchern, in den Long Room, einer wunderbaren Bibliothek. Dort hätte ich den ganzen Tag verbringen können. Bücher bis unter die Decke, die deswegen auch erhöht werden musste.

Die Decke vom Longroom.

Hier wurde offfenbar für Harry Potter gedreht.

Bücherregal im Longroom.
Büste im Longroom.
Longroom in Trinity College.

Anschließend hatten wir Freizeit, die ich für einen Besuch in der National Gallery nutzte. Dort gibt es unter anderem ein eindrucksvolles Bild von Caravaggio („The Taking of Christ“), aber auch viele andere schöne Kunstwerke – und wieder ohne Eintritt.

Danach war noch Zeit für einen Besuch bei Oscar Wilde.

Denkmal für Oscar Wilde.
Merrion Square.

Weiter ging es mit dem Bus in den Bezirk Liberties. Dieser heißt so, weil er früher außerhalb der Stadtmauern lag und die Bewohner dort keine Steuern zu zahlen brauchten. Andererseits wurden sie aber auch nicht vor den Wikingern oder anderen Feinden geschützt. Das musste man sich also gut überlegen, was am Ende günstiger kam. Wir besuchten im Wolleladen „The Constant Knitter“ eine Präsentation von Aoibhe Ni über eine Form des tunesich Häkelns, die sehr interessant war.

Schaufenster-Deko im Constant Knitter.

Dann ging es zurück ins Hotel. Information Overflow für heute erreicht…