Archiv der Kategorie: Wolle

Färbesommer 2020 – Myrtenblätter

Als nächstes standen Myrtenblätter auf meinem Programm.

Leider konnte ich hierzu weder in meinen Färbebüchern noch im Internet viel finden. In einem Mittelalterforum gab es eine kurze Beschreibung und eine lange Diskussion, ob man damit überhaupt färben können, da die Myrtenblätter nicht in Mitteleuropa heimisch sind.

Da sie schon mal da waren, habe ich sie auch genutzt. Ein Glück! Das Ergebnis ist nämlich schön geworden.

Ich bin letztlich nach Grundrezept vorgegangen. Als erstes habe ich einen Strang Wolle und einen Kammzug gebeizt.

Danach habe ich die Myrtenblätter in Wasser eingeweicht. Davon ließen sie sich jedoch auch nach einer Stunde noch nicht beeindrucken. Vielmehr schwammen sie oben auf dem Wasser und sogen sich auch gar nicht voll. Also habe ich einfach das ganze aufgekocht und eine Stunde lang köcheln lassen.

Färbesud.

Den Sud habe ich ein paar Stunden abkühlen lassen, durchs Sieb geschüttet und die Pflanzenteile schließlich in einen Nylon-Kniestrumpf gelöffelt. Der kam dann wieder in die Färbeflüssigkeit, zusammen mit der Wolle. Alles aufgekocht und eine Stunde lang köcheln lassen.

Wolle gefärbt mit Myrte

Die abgekühlte Wolle habe ich erstmal aufgehangen und einen Tag trocknen lassen. Dann habe ich sie ausgespült, was sehr lange gedauert hat. Ich bin mir nicht sicher, ob die Oxidation wirklich etwas gebracht hat, ich habe es zumindest irgendwo gelesen und wollte es daher nicht auslassen.

Das gleiche Spiel machte ich dann noch einmal mit dem Kammzug.

Kammzug mit Myrte.

Beide haben die Farbe gut angenommen, schön kräftig ist es geworden. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Versuch.

Die weiße Stelle ist Absicht – ein wenig Abwechslung.
Kammzug und Wolle.

Details:

  • Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 1 x 100 g, Kammzug Bluefaced Leicester Superwash, 1 x 100 g
  • Färbung mit: Myrtenblättern
  • Lauflänge: 400 m/100 g
  • Nadeln: 2 bis 3 mm
  • Vorbeize: mit Alaun
  • Nachbeize: Keine
  • erster und zweiter Zug
  • Wäsche: Handwäsche
  • Färbungen 16/2020, 17/2020

Färbesommer 2020 – Heidekraut

Da mir die Lüneburger Heide auf unserer Fahrt im Juni so gut gefallen hat, war ich entzückt, bei meinem Händler für Färbebedarf getrocknetes Heidekraut zu finden.

In der Lüneburger Heide.

Im Internet bin ich auch auf ein paar Tipps zum Färben damit gestoßen. Letztlich kann man von der Grundanleitung ausgehen.

Ich habe das Heidekraut (100 g) in drei Litern Wasser eingeweicht. Das Kraut will erstmal nicht so richtig und bleibt mehr oder weniger auf der Wasseroberfläche liegen. Ich habe dann alles aufgekocht, 20 Minuten köcheln und dann abkühlen lassen.

Danach habe ich den Färbesud durchs Sieb gegossen und das Heidekraut in zwei Nylon-Kniestrümpfe gepackt. Die kamen dann wieder in den Färbesud.

Heidekraut-Sud.

Als erstes habe ich einen Strang gebeizte Bluefaced Leicester Wolle gefärbt. Dazu habe ich ihn in der Färbeflotte aufgekocht, eine Viertelstunde köcheln lassen und dann über Nacht einfach im Topf belassen.

Am nächsten Tag habe ich den Strang herausgeholt, gespült und getrocknet. Die Farbe verändert sich beim Trocknen noch ein wenig, das ist schon faszinierend.

Erster Zug.

Als nächstes kam ein vorgebeiztert Kammzug in die Färbeflotte. Ansonsten gleiches Prinzip. Beim Kammzug habe ich zum Schluss einen TL Pottasche zugefügt und alles noch einmal kurz köcheln lassen.

Zweiter Zug.
Zweiter Zug.
Erster und zweiter Zug.
Anderer Hintergrund.
In der Sonne.

Der Farbton ist schwierig zu beschreiben. Er liegt zwischen grün und gelb, ein wenig curryfarben. Er wirkt je nach Lichteinfall und Hintergrund anders, was man auch auf den Fotos gut sehen kann. Auf alle Fälle sehr interessant.

Details:

  • Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 1 x 100 g, Kammzug Bluefaced Leicester Superwash, 1 x 100 g
  • Färbung mit: Heidekraut
  • Lauflänge: 400 m/100 g
  • Nadeln: 2 bis 3 mm
  • Vorbeize: mit Alaun
  • Nachbeize: Kammzug mit Pottasche
  • erster und zweiter Zug
  • Wäsche: Handwäsche
  • Färbungen 14/2020, 15/2020

Färbesommer 2020 – Walnussschalen

Die Färbung mit Walnuss war bisher das schönste Färbeerlebnis des Sommers. Aber der Reihe nach.

Drei Mal Walnuß.

Ich habe abends eine Färbeflotte mit getrockneten (gekauften) Walnussschalen angesetzt. Dazu kamen 100 g Schalen in meinen Färbetopf mit ca. 4,5 l Wasser. Mehr Wasser passt nicht rein, wenn auch noch Färbegut in den Topf soll. Ich konnte direkt zusehen, wie sofort Farbe ins Wasser überging, sehr spannend.

Färbeflotte mit Walnussschalen.

Walnussschalen enthalten viele Gerbstoffe, so dass es möglich ist, mit der Färbeflotte auch kalt zu färben. Das Färbegut braucht vorher nicht gebeizt zu werden. Das klang schon mal sehr sympatisch.

Ich habe die Walnussschalen zehn Stunden lang eingeweicht, dann aufgekocht, eine Stunde köcheln gelassen und abgekühlt. Anschließend ging alles durchs Sieb und die Schalen habe ich dann wieder in einem Wäschebeutel in die Färbeflotte eingelegt.

Da die Kaltfärbung besonders schonend ist, habe ich dieses Mal nicht nur Wolle, sondern auch Kammzüge gefärbt. Ich habe immer Sorge, dass mir die Kammzüge auseinanderfallen, wenn ich sie köcheln lasse…

Als erstes kam ein angefeuchteter Kammzug aus Bluefaced Leicester in die Färbeflotte. Diesen ließ ich zwölf Stunden lang im Topf, drückte ihn dann vorsichtig aus und ließ ihn draußen trocknen. Erst danach spülte ich mit handwarmem Wasser nach. In den letzten Spülgang mischte ich einen Schuß Essig. Ich bin mir nicht sicher, ob das bei Walnussschalen überhaupt notwendig ist, habe es einfach zur Sicherheit gemacht.

Heraus kam ein schönes, kräftiges Braun.

Der erste Zug.

Als nächstes legte ich einen weiteren Kammzug ein und ließ ein Stück von diesem für ein paar Stunden herausschauen, so dass dieser Teil kürzer in der Färbeflotte war. Das hat allerdings für meine Augen nicht zu einem Unterschied in der Farbintensität geführt. Dieses Mal ließ ich den Kammzug für zehn Stunden in der Färbeflotte. Es schloß sich wieder Trocknen, Spülen, Trocknen an.

Der zweite Zug.

Die Färbeflotte war danach immer noch nicht erschöpft. Also ging es mit Sochenwolle weiter. Dieses Mal kochte ich alles auf und ließ das ganze eine Stunde lang kochen. Nach einer kurzen Abkühlzeit hob ich die Sockenwolle kurzzeitig aus der Flotte und gab einen Teelöffel Pottasche zur Färbeflotte. Die war noch von der letzten Weihnachtsbäckerei übrig. Ich habe gelesen, dass man damit Rotfärbungen intensivieren kann. Ob es hier was gebracht hat, weiß ich nicht so richtig. Anschließend ließ ich die Wolle noch zehn Stunden lang in der Flotte liegen. Dann wieder Trocknen, Spülen, Trocknen.

Und der dritte Zug.

Details:

  • Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 1 x 100 g, Kammzug Bluefaced Leicester Superwash, 2 x 100 g
  • Färbung mit: Walnussschalen
  • Lauflänge: 400 m/100 g
  • Nadeln: 2 bis 3 mm
  • Vorbeize: keine
  • Nachbeize: Wolle mit Pottasche
  • erster, zweiter und dritter Zug
  • Wäsche: Handwäsche
  • Färbungen 11/2020, 12/2020 und 13/2020

Färbesommer 2020 – Eichenrinde

Bei den Färbeexperimenten ging es als nächstes weiter mit Eichenrinde.

Die Eichenrinde (100 g pro 100 g Wolle) habe ich zunächst über Nacht eingeweicht. Anders als beim Sandelholz hat die Rinde gleich das Wasser verfärbt. Am nächsten Morgen habe ich alles aufgekocht und eine Stunde köcheln lassen.

Die Wolle – Sockenwolle – habe ich gebeizt. Dazu habe ich die Wolle mit Wasser und Alaun (19 g) aufgekocht und ebenfalls eine Stunde köcheln lassen.

Die Färbeflüssigkeit habe ich durch ein Sieb geschüttet und die Eichenrinde in ein Wäschenetz getan. Das Wäschenetz und die Wolle habe ich in die Flüssigkeit eingelegt, alles wieder aufgekocht und eine Stunde köcheln lassen. Dann durfte die Wolle langsam abkühlen, wurde gespült und draußen im warmen Sommerwind trocknen.

Direkt nach der Färbung war die Wolle viel dunkler und hat mir besser gefallen. Es ging doch leider wieder viel Farbe raus. Ich bin mir nicht sicher, woran das lag. Hinterher habe ich in meiner Wollbestellung gelesen, dass die Sockenwolle wohl Lanolin enthält, obwohl ich das so nicht fühlen konnte. Sicherheitshalber habe ich die anderen Stränge gut ausgewaschen. Mal sehen, ob das wieder auftritt.

Aber ich will mich keinesfalls beschweren. Die Farbe sieht sehr warm und harmonisch aus, nur eben recht hell.

Details:

  • Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 1 x 100 g,
  • Färbung mit: Eichenrinde
  • Lauflänge: 400 m/100 g
  • Nadeln: 2 bis 3 mm
  • Vorbeize: Alaun
  • erster Zug
  • Wäsche: Handwäsche
  • Färbung 10/2020

Färbesommer 2020 – Färben mit Sandelholz

Das Wetter ist schon seit vielen Wochen prima. Warm, nur selten Regen. Also hat mich wieder das Färbefieber gepackt und ich habe mich seit Juni an verschiedene Färbetechniken gewagt.

In diesem Jahr wollte ich keine Solarfärbung machen, sondern lieber etwas anderes ausprobieren. Und so färbe ich sowohl mit KoolAid, als auch mit pflanzlichen Farben.

KoolAid haben mir dankenswerterweise Freunde und Familie von jedem Besuch in den USA mitgebracht. Ich freue mich darüber immer sehr, und so hatten sich viele Päckchen angesammelt. Zu den KoolAid-Färbungen will ich in den nächsten Wochen aber gesondert schreiben.

Auch von den Pflanzenfarben hatte ich von der letzten Solarfärbung noch einiges übrig. Eigentlich wollte ich nur die Reste verbrauchen. Aber dann war das Färbefieber doch zu stark, und ich habe noch mal Nachschub bestellt.

Als erstes habe ich mich an den Rest Sandelholz gemacht.

Dafür habe ich 100 g Sandelholz in meinem Färbetopf ein paar Stunden eingeweicht und dann aufgekocht. Anschließend habe ich alles durch ein Sieb geschüttet und die Holzteile in einen Wäschebeutel gepackt. Der Wäschebeutel kam dann wieder in die Färbeflotte, weil das die Farbintensität verstärken soll.

Dabei habe ich gleich die erste Verbesserungsmöglichkeit entdeckt. Der Wäschebeutel war nämlich recht grob. Das führte dazu, dass ganz kleine Teile vom Sandelholz hindurch kamen und sich dann in der Wolle verfingen. Man kann das einigermaßen nach dem Trocknen ausschütteln, aber beim Kammzug stelle ich mir das störend vor.

Nachdem die Färbeflotte abgekühlt war, habe ich vorgebeizte Wolle in den Sud eingelegt, alles wieder aufgekocht und eine Stunde köcheln lassen.

Da die erste Färbung gut geklappt hat, habe ich noch einen zweiten Zug gefärbt, der zwar heller, aber auch sehr schön geworden ist.

Nach dem Abkühlen habe ich die Wolle gespült und draußen zum Trocknen aufgehängt.

Die Farben finde ich sehr schön und harmonisch. Erstaunlich fand ich, dass der erste Zug ein wenig meliert geworden ist. Das hätte ich beim stundenlangen Köcheln gar nicht gedacht.

Erster Zug links, zweiter Zug rechts.

Details:

  • Wolle: 100 % Schurwolle (Bluefaced Leicester) mit Superwash-Ausrüstung, vierfädig, 2 x 100 g,
  • Färbung mit: Sandelholz
  • Lauflänge: 400 m/100 g
  • Nadeln: 2 bis 3 mm
  • Vorbeize: Alaun
  • erster und zweiter Zug
  • Wäsche: Handwäsche
  • Färbung 4/2020 und 5/2020